Coaching & Betrug: Die Gefahren von Pyramidenstrukturen und Schneeballsystemen

Immer mehr Menschen geraten im Coaching-Bereich in zweifelhafte Geschäftsmodelle – von „schnellem Erfolg“ bis hin zum finanziellen Ruin. Besonders gefährlich sind Pyramiden- und Schneeballsysteme, die unter dem Deckmantel von Coachings oder Persönlichkeitsentwicklung vermarktet werden.

In diesem Beitrag klären wir:

  • Was Schneeball- und Pyramidensysteme ausmacht
  • Wie sie sich vom legalen Multilevel-Marketing (MLM) unterscheiden
  • Welche rechtlichen Konsequenzen drohen
  • Wie Sie sich als Geschädigter wehren können

1. Was sind Pyramiden- und Schneeballsysteme?

❄️ Schneeballsystem

Ein Schneeballsystem funktioniert so: Neue Teilnehmer zahlen Geld ein, um Teil des „Systems“ zu werden – meist mit dem Versprechen hoher Renditen. Diese Renditen werden jedoch nur aus den Einzahlungen nachfolgender Teilnehmer finanziert. Es gibt kein echtes Produkt oder keine Dienstleistung – das System bricht unweigerlich zusammen, sobald keine neuen Investoren mehr hinzukommen.

➡️ Schneeballsysteme sind in Deutschland gemäß § 16 Abs. 2 UWG illegal.

🔺 Pyramidensystem

Pyramidenstrukturen sind ähnlich, arbeiten jedoch oft im Deckmantel eines sogenannten Multilevel-Marketings (MLM). Es gibt tatsächlich Produkte, die verkauft werden – aber der Fokus liegt häufig mehr auf der Rekrutierung neuer Verkäufer als auf dem echten Produktabsatz.

➡️ Nicht jedes MLM ist illegal, aber sobald der Fokus auf „Teampartner-Werbung“ und nicht auf Produktverkauf liegt, wird es rechtlich kritisch.

2. Typische Warnsignale im Coaching-Bereich

Betrügerische Coaching-Modelle sind oft schwer zu erkennen. Achten Sie auf folgende Merkmale:

  • Versprechen von „passivem Einkommen“ ohne Risiko
  • Beitrittsgebühr oder hohe Startkosten
  • Fokus auf das „System“ statt auf Inhalte oder Ergebnisse
  • Druck, neue Teilnehmer zu werben
  • Komplexe Provisionsmodelle mit „Stufen“ oder „Levels“
  • Intransparente oder nicht überprüfbare Erfolgsgeschichten

➡️ Besonders kritisch sind Anbieter, die Coaching mit Investmentversprechen oder Krypto-Trading verbinden.

3. Rechtslage in Deutschland

Schneeball- und Pyramidenmodelle können zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben.

Strafrechtliche Aspekte

Gemäß § 16 Abs. 2 UWG wird die Beteiligung an Schneeballsystemen mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren geahndet. Auch der Vertrieb oder die Werbung dafür ist strafbar.

Zivilrechtliche Ansprüche

Opfer können u. a. auf:

  • Rückzahlung eingezahlter Gelder
  • Schadensersatz wegen sittenwidriger Täuschung (§ 826 BGB)
  • Rücktritt vom Vertrag oder Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (§ 123 BGB) klagen

4. Beispiel: Ponzi-Schema – der Ursprung des Schneeballsystems

Der Begriff „Ponzi-Schema“ geht auf Charles Ponzi zurück, der 1920 Investoren mit dem Versprechen extrem hoher Gewinne lockte – bezahlt wurde mit Geld neuer Opfer. Das System brach zusammen, als keine neuen Einzahlungen mehr kamen. Moderne Schneeballsysteme funktionieren oft ähnlich – nur digitaler.

5. Was können Betroffene tun?

✅ Erste Schritte:

  • Sofortige Beweissicherung (Zahlungen, Verträge, Kommunikation)
  • Teilnahme beenden und Zahlungen stoppen
  • Verdacht der Polizei und ggf. der BaFin melden
  • Rückforderungen prüfen lassen

👨‍⚖️ Rechtliche Beratung

Ein spezialisierter Anwalt prüft:

  • Ob es sich juristisch um ein verbotenes System handelt
  • Welche zivilrechtlichen Ansprüche bestehen
  • Ob strafrechtliche Schritte sinnvoll sind

Unsere Kanzlei Lenger unterstützt Sie diskret und bundesweit.

6. Prävention: So erkennen Sie die Falle rechtzeitig

  • Niemals für Teilnahme „Eintritt zahlen“
  • Kein Fokus auf „Rekrutieren“ – sondern auf dem Coaching-Inhalt
  • Anbieter auf Impressum, Handelsregister, AGB und Erreichbarkeit prüfen
  • Vorsicht bei englischsprachigen MLM-Strukturen ohne Sitz in Deutschland

Der Coaching-Markt boomt – doch nicht alles, was sich als Erfolgssystem tarnt, ist rechtlich erlaubt. Wenn Rekrutierung wichtiger als Leistung wird, ist Skepsis angebracht. Lassen Sie sich bei Verdacht rechtlich beraten – frühzeitig, diskret und professionell.